Ritchie, the AIWA & the Studios
Für die Live Tour der „Burn“ hatte Ritchie sein live-Setup auf Vordermann gebracht. Durch eine Werks-Modifikation passten seine Marshall Majors jetzt perfekt auf seine AIWA, die er fürderhin als Booster und Echo nutzte. Alles schien bestens. Bei der Session 1974 des „Stormbringer“ Albums distanzierte sich aber RB zunehmend von DP; er merkte, dass der Rock-Liner DP sich langsam aber sicher unter dem Einfluss der Neuzugänge Coverdale & Hughes hin zu funky-bluesigen Fahrwasser bewegte. Ritchies Vorstellungen von gradlinigem Rock ließen sich mit dieser Mannschaft jetzt immer weniger durchsetzen. Ab etwa Dezember 1974 ließ Ritchie durchblicken, dass er seine abgelehnten Songs, die er den anderen vorspielte zB. „Man on the Silver Mountain“, diese dann eben mit neuen Leuten einspielen werde. Innerhalb weniger Monate wird R in mehreren Tonstudios mit der AIWA und seiner natural ash-body Strat antanzen. Ebenfalls immer dabei: Martin Birch am Mixer, der auch schon in der Vergangenheit die DP Sachen feinst in Szene setzte.
Nun war/ist ja DP nicht irgendeine Band, man hat einen Supergroup Status, wie ELP oder Led Zeppelin. Da steigt man nicht einfach mal eben so aus. Es geht dabei letztendlich um Verträge und auch um viel Kohle! Jedenfalls war RB am Anfang verständlicherweise etwas zögerlich. Zunächst als einmaliges Projekt angelegt, bekam aber die Sache – nicht zuletzt des phantastischen Sängers Ronnie James Dio der Band „ELF“ wegen, die Ritchie mit Ausnahme deren Gitarristen „aquirierte“, eine für Blackmore sehr vorteilhafte Eigendynamik, und er fand schlussendlich auch Gefallen daran, mit neuer Band zu spielen.
An mehreren Orten entstand also Ritchies erstes Studio Album mit der Band „ELF“ als Begleitband. Das Album hieß schlicht: „Ritchie Blackmore´s Rainbow“. Live wird diese Konstellation nie spielen. Als Verstärker werden unmodifizierte Marshalls genutzt, ob einer von Ritchie Backup Major´s oder was vom Studio, lässt sich nicht mehr klären. Denn Blackmore´s Bühnen Major´s tönten ja zeitgleich eben wie auf der „Made in Europe“ (April 1975) vorgeführt - und dieser Sound tönt grundsätzlich anders als Ritchies Erstlingswerk. Trotz den unterschiedlichen Bedingungen gelang es Birch perfekt, ein klanglich homogenes Werk zu mischen. Der Sound, den Martin nun in die Rillen presste, zeigt bei näherem hinhören Rs elegantes Gitarrenspiel, serviert mit leichtem Crunch und fast ohne jegliches Sustain. Der Gesamtsound der „RBsR“ war etwas eigen, für die Ohren der zB Led Zeppelin, Gallagher oder The Who gewohnten Hörer eher etwas pappig, die Gitarre ohne viel ablenkendem Zierrat, kein Gekreische auf den Obertönen – ja, alles in Allem vielleicht etwas zahm.
In vielen Tracks und Riffs ist der Volume-Control seiner Strat etwas zurückgenommen (ca. #8), so dass der Bass von string #E6, aber auch noch die #A5 der Strat, in den verwendeten Amps nicht matschen konnte. Bei RB´s live setup erledigte das „Entmatschen“ die preamp Werks Modifikation seiner Marshall Major´s. Weiterhin sei erwähnt, dass Ritchie recht häufig sehr nahe dem Steg oder wenigstens über dem Steg Pickup anschlug und allein schon dadurch einen bass ärmeren Sound generierte.
Ritchie, the AIWA & the Rainbow
Nach dem Album „RBsR“ wechselte R dann gleich die Mannschaft mit Ausnahme des famosen Sängers Ronnie James Dio, um damit ein weiteres Album einzuspielen und auch auf Welt Tournee gehen zu wollen. Diese Bandkonfiguration wird man später die „klassische“ Rainbow Besetzung nennen. Das neue Album von Frühjahr 76 hieß „Rising“ – die Band nennt sich einfach nur noch „Rainbow“. Standen die einzelnen records der RBsR noch etwas unter dem Einfluss von den DP, mit denen Blackmore ja weiterhin bis April 1975 live zusammenspielte, war Ritchie bei dem „Rising“ Album frei! – frei von DP, frei von Erklärungen oder gar Kompromissen. Nun ja, Ritchie´s Erstlingswerk RBsR war dann doch etwas ruhig – er musste draufhalten – die Szene wartet nicht! Junge Talente wie Michael Schenker mit UFO zeigten ab 1974 mit Songs wie „Rock Bottom“, „Light´s out“ oder „Doctor, Doctor“, dass auch sie den Heavy-Rock hart & schnörkellos zelebrieren konnten. Der „Rising“ sound war dann auch knallhart, ging direkt zwischen die Augen – ein richtiges feines Heavyrock Machwerk, ein Blackmore Album – abgemischt wieder von Martin Birch. Diesmal hatte RB auch seine eigenen Majors mit im Studio, welche ab 1976 dann von seinem Techniker geservict werden. Der Sound wird über die Jahre hinweg immer wieder leicht modifiziert, stärkere Änderungen wurde im Zusammenhang mit Pickup wechsel vorgenommen.
Die ersten Live-records (als Bootleg) von Rainbow, stammen von einer kurzen Tour im November 1975. Obwohl der dortige Sound der Aufnahme technisch etwas matt ist – für eine Live-bootleg aber geht das noch in Ordnung, erkennt man, dass RB´s Majors noch die Marshall Factory mods beinhalten. In den offiziellen record „live on stage“ oder den qualitativ gleichermaßen guten „Germany live records“ ist Ritchie Ton wuchtiger – mehr heavy.